Begegnung unterm Regenbogen – Besuchsdienst für LSBT*I*Q Personen 55+

Praxis:Nah 01/2025 – Einblick in gelingende Senior:innenarbeit

Seit 2013 bietet der rubicon e.V. in Kooperation mit dem Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Köln und südliches Rheinland das ehrenamtliche Besuchsangebot für LSBT*I*Q Personen ab 55 Jahren an, die sich mehr Kontakt zu gleichaltrigen Menschen aus der Community wünschen. Neue Gleichaltrige und -gesinnte Menschen kennenzulernen ist oft nicht einfach, v.a. wenn die individuellen Erfahrungen im biographischen Rucksack schwer wiegen, Erklärungsnot auslösen oder immer wiederkehrende Outing-Prozesse hervorrufen können. Deshalb hat sich das Projekt vor mehr als zehn Jahren zum Ziel gesetzt, ältere Menschen der LSBT*I*Q-Community mit dem Wunsch nach mehr Kontakt zu Gleichaltrigen und -gesinnten mit ähnlichen oder geteilten Lebenserfahrungen zusammenzubringen. Das Setting der Treffen spielt dabei keine Rolle – ob ein Kaffee im Café der stationären Einrichtung, eine Spielerunde im privaten zu Hause, ein gemeinsamer Konzertbesuch – Wünsche, Vorstellungen und Ideen können Interessierte frei und selbstständig einbringen.

Personen aus der Community, die sich für das Ehrenamt interessieren, werden für ihre Tätigkeit geschult. Sie werden regelmäßig fachlich begleitet und beraten und erhalten verlässlich Antworten auf alle aufkommenden Fragen und Herausforderungen – auch auf solche, die sich erst in der Besuchssituation ergeben. Die Begleitstruktur wird für engagierte und besuchte Personen gleichermaßen angeboten und wirkt somit als neutrales, aber erfahrenes Bindeglied zwischen den Personen. Die langjährige Erfahrung des rubicon e.V. zeigt sich ganz konkret z.B. durch den Matching-Prozess, der sicherstellt, dass ehrenamtlich Engagierte und Besuchte die miteinander harmonieren können.

Konkret treffen sich Interessierte zunächst mit einem Mitarbeitenden des Projekts und sprechen über bisherige Erfahrungen und Vorstellungen im Rahmen des Besuchsdienstes. Im Anschluss besuchen Engagierte eine 12-stündige Schulung, die Grundlagen von einigen Krankheitsbildern, was im Notfall wichtig zu tun und zu wissen ist und vielfältige Wege der Kommunikation und Selbstfürsorge vermittelt. Auch danach begleiten die Mitarbeitenden die Engagierten und vernetzen diese untereinander. Einmal im Monat findet ein gemeinsames Treffen aller Engagierten und den Projektmitarbeitenden statt, das die Möglichkeit bietet im geschützten Raum Unterstützung zu geben und zu finden, Fragen zu besprechen und Ideen – zum Beispiel für Ausflüge oder Unternehmungen – auszutauschen. Bei Themen, die häufiger vorkommen bietet das Projekt gelegentlich darauf fokussierte kurze Weiterbildungen an. Während der monatlichen Treffen werden auch neue und am Besuchsdienst als besuchsempfangende interessierte Personen anonym vorgestellt – mit den individuellen Wünschen, Interessen und dem ungefähren Wohnort. Engagierte, die ähnliche oder passende Interessen teilen, können sich daraufhin melden und die Person gemeinsam mit der Projektkoordination kennenlernen. Nach diesem ersten Kennenlernen entscheiden beide Seiten individuell, ob eine grundlegende Harmonie besteht. Ist dies der Fall, werden die Kontaktdaten der Personen durch die Koordination ausgetauscht und die Verabredungen eigenständig organisiert. Die Koordination bleibt weiterhin jederzeit telefonisch oder persönlich, z.B. bei den monatlichen Treffen, ansprechbar. Die jahrelange und professionelle Erfahrung der Arbeit des rubicon e.V. zeigt v.a., dass Vernetzung, Austausch und fachliche Zusammenarbeit mit Akteur:innen und Träger:innen unterschiedlicher Schwerpunkte, wie hier das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Köln und südliches Rheinland immer wieder neue Anreize und Perspektiven schafft.

Kriterien für gelungene Praxis – Zugang, Durchführung und Transfer*

Zugangsqualität

  • Die Vielfalt des Alter(n)s wird in der Ansprachestrategie differenziert betrachtet
  • Konzeptionelle, thematische und ideelle Offenheit wird in den Fokus genommen
  • Individuelle Bedürfnis-, Interessen- und Ressourcenorientierung an den individuellen Engagierten
  • Transparenz, Sichtbarkeit und Vernetzung mit anderen Akteur:innen im Feld

Durchführungsqualität

  • Ein verlässlicher Etablierungsrahmen besteht
  • Diversifizierte Expertisen und Kompetenzen kommen zusammen
  • Qualifizierungsmöglichkeiten und Gewinn individueller Mehrwerte werden ermöglicht
  • Kontakt- und Gemeinschaftsförderung sowie -etablierung werden gefördert
  • Prozesse und Strukturen erfolgen partizipativ (Informations-, Mitwirkungs- und Mitentscheidungsstrukturen)

Transferqualität

  • Ermöglichungsstrukturen für freiwilliges Engagement und Multiplikation bestehen
  • Förderung von selbstorganisierten Maßnahmen/Projekten (Empowerment)

*Unsere Kriterien für gelungene Praxis orientieren sich an den drei Qualitätszielen: Zugangsqualität, Durchführungsqualität und Transferqualität und ihren jeweiligen Teilbausteinen (Köster et al. 2008: 77ff).

  • Kontakt und weitere Informationen

Mischa Regenbrecht (es/ser)
Tel.: 0221 27 66 999 46
Mail: mischa.regenbrecht@rubicon-koeln.de
Web: https://rubicon-koeln.de/begegnung-unterm-regenbogen/#hfaq-post-7402

Literaturhinweise

Köster, D., Schramek, R. & S. Dorn, 2008: Qualitätsziele moderner SeniorInnenarbeit und Altersbildung. Oberhausen: ATHENA.

Teile diesen Beitrag: