Stark bleiben. Suchtfrei alt werden

Praxis:Nah 12/2025 – Einblick in gelingende Senior:innenarbeit

„Stark bleiben. Suchtfrei alt werden“ ist ein Modul der NRW-Landeskampagne „Sucht hat immer eine Geschichte“, die sich der Gesundheitsförderung und Suchtprävention von älteren Menschen widmet. Das Modul wurde 2018 ins Leben gerufen und wird seither durch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in NRW gefördert. In enger Zusammenarbeit mit Partner:innen wie dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW und den Ärztekammern wird das Ziel verfolgt, Senior:innen und deren Angehörige dabei zu unterstützen, auch im hohen Alter ein selbstbestimmtes und suchtfreies Leben führen zu können. Im Fokus stehen dabei der bewusste Umgang mit Alkohol und Medikamenten sowie die Förderung der seelischen Gesundheit.

Die Vielzahl der Angebote erweist sich als niedrigschwellig, wie der Aktionsstand an dem ein Team von Senior:innen bei Gesundheitsmessen regelmäßig zum Thema Sucht und Prävention im Alter informiert und berät. Der damit ermöglichte Peer-Ansatz bietet eine gute Möglichkeit zur Information und Beratung für ältere Betroffene oder Angehörige. Vor Ort wird das Team zusätzlich durch professionelle Präventionsfachkräfte unterstützt. Dazu werden gemeinsam mit den Mitarbeitenden der Landesfachstelle Prävention der Suchtkooperation NRW zunächst Senior:innen-Messen recherchiert, ein Aktionsstand geplant und schließlich gebucht. Daraufhin werden regionale Präventionsfachkräfte aus dem breiten Netzwerk des Projekts angefragt, um das Senior:innen-Team vor Ort zu unterstützen. Gemeinsam wird im Anschluss reflektiert, wie der Tag verlaufen ist. Zum Gelingen dieser Strategie trägt u.a. das Angebot zur Gesprächsführung mit Senior:innen bei, die sich an Multiplikator:innen richtet und damit einen niedrigschwelligen Sensibilisierungsversuch unternimmt. Der Erfolg zeigt sich v.a. in der hohen Teilnehmendenzahl. Bis Mai 2025 haben ca. 250 Personen an der

MoKuSen-Fortbildung (Motivierende Kurzinterventionen mit Seniorinnen und Senioren) teilgenommen. Zudem wachsen die Zahlen der besuchten Messen mit dem Aktionsstand stetig. Im Jahr 2025 (Stand Mai) war der Aktionsstand bereits auf 15 Senior:innen-Messen vertreten. Die Nachfrage zu Informations- und Beratungsmaterial steigt auch in anliegenden Bundesländern, sodass einige Broschüren und Materialien ebenfalls dort eingesetzt werden.

Die Erfahrungen zeigen: Vernetzung und Ausbau der Angebote sind zentral, insbesondere für Akteur:innen innerhalb des jeweiligen Bundeslandes.

Kontakt und weitere Informationen

Antonia Zwiener
Landesfachstelle Prävention der Suchtkooperation NRW
ginko Stiftung für Prävention
Kaiserstr. 90, 45468 Mülheim an der Ruhr
Tel.: 0208 300 69-50
E-Mail: a.zwiener@ginko-stiftung.de
Web: https://www.starkbleiben.nrw.de/

Kriterien für gelungene Praxis – Zugang, Durchführung und Transfer

Eigene Darstellung nach Vorlage (Köster et al. 2008).

Wie die Angebote und Leistungen im Wirkungsbereich der Arbeit mit und für ältere Menschen in Deutschland erweisen sich auch die Kriterien für gelungene Praxis als vielfältig. Sowohl für bereits langjährig tätige Akteur:innen als auch Neueinsteiger:innen haben Köster und Kolleg:innen (2008) in diesem Sinne 12 Qualitätsziele (QZ) formuliert, eingebettet in die drei Qualitätszieldimensionen: Zugangs-, Durchführungs- und Transferqualität, die Akteur:innen in ihrer Arbeit eine Orientierung bieten. 

Im Rahmen des Zugangs fragen die zugehörigen QZ nach der Ausarbeitung einer zielgruppenspezifischen und gegenüber Lebenslagen sensiblen Ansprachestrategie für ein Angebot oder eine Leistung von Akteur:innen. In der Dimension Durchführung werden anschließend Fragen nach Selbstbestimmung und Mehrwert für Angebotswahrnehmende und dessen nachhaltige Sicherung gestellt. Im Transfer geht es dann darum, Gelerntes aus der Anwendungsfähigkeit und -praxis sowie den Nutzen zu reflektieren. 

Die einzelnen Qualitätsziele dienen dabei als Instrumente, um das individuelle Leitbild der Akteur:innen zu sichern. Aus diesem Grund gilt auch nicht „Je mehr, desto besser“. Qualitätsziele dienen dazu, eine Stimmigkeit und Begründetheit der Angebote und Leistungen mit dem Leitbild der Akteur:innen prozessual (wieder-)herzustellen. Akteur:innen stellen sich im Rahmen der Qualitätsziele also Relfexionsfragen, was für ihr jeweiliges Angebot oder ihre Leistung vor dem Hintergrund des Leitbildes Sinn ergibt und möglich ist. 

Zugangsqualität

  • Die Vielfalt des Alter(n)s wird in der Ansprachestrategie differenziert berücksichtigt 
  • Milieu- und geschlechtsspezifische Unterschiede werden berücksichtigt 
  • Transparenz, Sichtbarkeit und Vernetzung mit anderen Akteur:innen im Feld 

Durchführungsqualität

  • Ein verlässlicher Etablierungsrahmen besteht 
  • Diversifizierte Expertisen und Kompetenzen kommen zusammen 
  • Qualifizierungsmöglichkeiten und Gewinn individueller Mehrwerte werden ermöglicht 
  • Lernherausforderungen sowie biographie- und beziehungsorientierte Persönlichkeitsentwicklung werden ermöglicht 

Transferqualität

  • Ermöglichungsstrukturen für freiwilliges Engagement und Multiplikation bestehen

Literaturhinweise

Köster, D., Schramek, R. & S. Dorn, 2008: Qualitätsziele moderner SeniorInnenarbeit und Altersbildung. Oberhausen: ATHENA.

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