Ohren gespitzt: Wohnprojekt „Bauernhof statt Altenheim“ im Podcast „Gelassen älter werden“

Seit 2021 befassen sich Bertram Kasper und Catharina Maria Klein, beide supervisorische Berater:innen in der Senior:innenarbeit, in bisher 121 produzierten Episoden im Podcast „Gelassen älter werden“ mit verschiedensten Themen rund ums „Älterwerden“. Regelmäßig sprechen sie mit Gästen aus der Wissenschaft und Politik aber auch mit Akteuren aus eigeninitiativ entstandenen und innovativen Projekten. In der Folge „Auf Rügen gut alt werden – Bauernhof statt Altenheim“ sprechen Bertram Kasper und Anja Kopp über das von ihr initiierte Projekt „Bauernhof statt Altenheim“.

Der Weg in eine alternative Wohnform im Alter beginnt für Frau Kopp als Initiatorin nach einer gut überstandenen Brustkrebserkrankung im „jungen Alter“, nach der sie ihr Leben neu ausrichtet. Daraus entstanden, stellt sie sich zunehmend Fragen danach, wie sie ihre eigene Lebenszeit gestalten möchte, was sie schließlich zur Entstehung des Wohnprojekts führt. Der Haidhof, ein im 19. Jahrhundert erbautes und 2002 umfassend saniertes Gutshaus liegt im Nordwesten der Ostsee-Insel Rügen nur wenige Kilometer vom Nachbarort Gingst entfernt. Er bietet den ausreichenden Platz, den sich Frau Kopp für die Umsetzung des Wohnkonzepts wünscht.

Das Wohnkonzept sieht vor, dass die ca. 20 Bewohner:innen ein eigenes Apartment-Haus auf dem Grundstück beziehen, um die Balance zwischen Privatsphäre und Gemeinschaft wahren zu können. Für die Vergemeinschaftung ist das Haupthaus des Hofs eingeplant, in dem Raum zum gemeinsamen Essen, Plaudern, Leben, Lachen, Feiern, Weinen, Teilen und Spielen geschaffen wird. Selbstbestimmung und die Verbundenheit mit Menschen, Tieren und der Natur stehen dabei im Fokus. Anfang April diesen Jahres durften bereits die ersten Hühner in den renovierten Stall einziehen. Der alltägliche Umgang mit Tieren bildet dabei eine der vier zentralen Säulen des Wohnprojekts: Lebensgemeinschaft im Alter in Balance zwischen Privatheit und Gemeinschaft in der Natur, Haus- und Hoftiere als Helfer:innen, Obst und Gemüsehof in Permakultur zur Versorgung der Bewohner:innen und der Region sowie schließlich auch die Etablierung eines Lernzentrums auf dem Gutshof, in dem die Pionierarbeit von Frau Kopp und ihren Vorstandsmitgliedern weitergegeben wird. Dort öffnen sie den Gutshof beratend für alle Interessierten, die sich ein Älterwerden auf einem Pflegebauernhof vorstellen können und mehr über den Weg vom Projekt in Eigeninitiative über Bauleitplanung hin zum eingetragenen Verein erfahren möchten.

So schaffen Frau Kopp und ihre Vorstandsmitglieder eine eigene kleine Nachbarschaft, die von vornherein konzeptionell auf Gemeinschaft – und was es dafür rahmenbedingt braucht – ausgerichtet ist. Aber auch bereits bestehende Strukturen zeigen sich offen für Neues:

In Nordrhein-Westfalen wurde von 2022 bis 2024 die vorteilhafte Wirkung präventiver tier- und naturgestützter Angebote im Projekt „Unsere kleine Farm“ in den AWO Seniorendiensten Niederrhein gGmbH an fünf Standorten erprobt und zeigte von Tieren als „Türöffner“ zu Erinnerungen aus dem Lebensverlauf bis hin zur Vergemeinschaftung durch monatliche Farmer-Frühstücke mit saisonalen Lebensmitteln aus dem eigenen Garten, positive Entwicklungen.

Gemeinschaft spielt auch beim nachbarschaftlichen Wohnprojekt in Trägerschaft des FLiP e.V. (FrauenLiebe im Pott) eine zentrale Rolle. Elfriede Fuchs, Bewohner:in der ehem. Krupp-Siedlung Wickenburg im Essener Süden berichtet an unserem Fachtag 2025, dass nicht nur die Anwesenheit von Gleichgesinnten an sich, sondern auch kostenlos zur Verfügung stehende Räumlichkeiten zur gemeinschaftlichen Nutzung vor Ort zentral für die Entstehung von nachhaltigen Unterstützungsstrukturen in nachbarschaftlichen Wohnprojekten sei.

Nähere Informationen zum Wohnprojekt „Bauernhof statt Altenheim“ können Sie kostenlos im Podcast auf der Webseite nachhören oder auf der Projektwebseite nachlesen.

Zur Podcast-Episode

Zur Projektwebseite „Bauernhof statt Altenheim“

Zur Projektwebseite „Unsere kleine Farm“

Zur Projektwebseite „FLiP e.V.“

Letzte Aktualisierung: 29. April 2025

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