Am 8. Juli 2025 fand im Ravensberger Park in Bielefeld der Netzwerktag des Forum Seniorenarbeit NRW statt. Die Veranstaltung brachte rund 100 Personen aus Praxis, Politik und Zivilgesellschaft zusammen, die sich beruflich oder ehrenamtlich mit der Gestaltung der Senior:innenarbeit in Nordrhein-Westfalen beschäftigen. Der Tag stand unter dem Motto „Die Zukunft der Senior:innenarbeit vernetzt gestalten: Impulse setzen, Ideen teilen, Austausch fördern“ – ein Leitsatz, der sich konsequent durch das gesamte Programm zog.
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Herrn Thomas Hauberichs (Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen) mit einem anschließenden wissenschaftlichen Impulsvortrag von Prof. Dr. Antonio Brettschneider (Technische Hochschule Köln). In seinem Beitrag griff er zentrale Forderungen und Ideen des 9. Altersberichts auf und skizzierte deren Bedeutung für die aktuelle und zukünftige Ausrichtung der Senior:innenarbeit.
Der 9. Altersbericht stellt die Stärkung von Teilhabechancen sowie die Anerkennung sozialer Ungleichheiten im Alter in den Mittelpunkt – Aspekte, die auch für eine chancengerechte, differenzierte und kooperative Senior:innenarbeit im Sozialraum handlungsleitend sein sollten. Prof. Dr. Brettschneider ging dabei insbesondere der Frage nach, welche strukturellen Voraussetzungen notwendig sind, um Angebote der Senior:innenarbeit langfristig zu verstetigen.
Ein zentrales Thema war die institutionelle Verankerung auf kommunaler Ebene – beispielsweise durch ressortübergreifende Strategien und eine verlässliche Finanzierung. Zudem betonte er die Rolle der Fachkräfteentwicklung: Kontinuierliche Qualifizierung, interdisziplinärer Austausch und eine wertschätzende Personalpolitik seien unerlässlich, um tragfähige Strukturen im Feld der Senior:innenarbeit zu gestalten. Die Ausführungen boten eine solide theoretische Grundlage und regten zum Weiterdenken an. Sie machten deutlich, dass Senior:innenarbeit weit über eine reine Versorgungslogik hinausgeht: Sie ist gestaltend, sozialraumorientiert und zukunftsweisend.
Im Fokus des Netzwerktages standen die kurze Vorstellung gelungener Praxisbeispiele in Form eines Elevator-Pitches und anschließend ein vertiefender Austausch beim Dialogforum. Diese Formate boten Raum für die Vorstellung und Diskussion konkreter Projekte und Initiativen für Senior:innen aus unterschiedlichen Regionen Nordrhein-Westfalens. Thematisch reichten die vorgestellten Praxisprojekte von gesundheitsfördernden Bewegungsangeboten über interkulturelle Unterstützungsstrukturen bis hin zu digitalen Lösungen für das Leben im ländlichen Raum. Projekte wie die „Spaziertreffs“, das Café Vielfalt im Alter oder die Wohnberatungsangebote aus Bielefeld verdeutlichten, wie vielfältig und kontextsensibel Senior:innenarbeit ausgestaltet werden kann.
In Dialogforen diskutierten die Teilnehmenden über Umsetzungsmöglichkeiten, Herausforderungen und Übertragbarkeit auf andere Kontexte. Neben diesen strukturierten Elementen bot der Netzwerktag auch Zeit und Raum für informellen Austausch. In Pausen und themenspezifischen Netzwerkrunden kamen Fachkräfte miteinander ins Gespräch, tauschten sich über ihre Arbeitserfahrungen aus und knüpften neue Kontakte. Dieser Austausch wurde von vielen als besonders gewinnbringend hervorgehoben, da er spontane Kooperationsideen und neue Impulse für die eigene Praxis ermöglichte. In der Rückschau lässt sich der Netzwerktag 2025 als erfolgreicher Beitrag zur Weiterentwicklung der Senior:innenarbeit in NRW bewerten. Die Veranstaltung war nicht nur fachlich fundiert und methodisch abwechslungsreich gestaltet, sondern schuf auch ein Umfeld, das den Dialog zwischen den Teilnehmenden auf Augenhöhe ermöglichte. Fragen nach der langfristigen Verstetigung solcher Netzwerke, der systematischen Sichtbarkeit guter Praxis sowie dem Einsatz digitaler Werkzeuge zur Unterstützung von Vernetzungsprozessen bleiben zentrale Themen, die im Nachgang weiterverfolgt werden sollten.
Die Veranstaltung zeigte, wie wichtig kontinuierlicher Dialog für die Weiterentwicklung professioneller Handlungsfelder ist.





Hinweis
Der Netzwerktag des Forum Seniorenarbeit NRW findet ein Mal pro Jahr in Präsenz in einem der Regierungsbezirke in NRW statt.
Mitwirkende Projekte 2025

Pflegeselbsthilfe Bielefeld – Hilfe zur Selbsthilfe unterstützen und Vernetzungsprozesse begleiten
Angelika Ammann (Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe Bielefeld, Der Paritätische)

Bewegt & gemeinsam die Gesundheit stärken
Sylvia Frommann (Stadtsportbund Bielefeld e.V.)

Zugänge schaffen durch interkulturelle Pflegelotsen
Petra Herder (Fachdienst Soziales,
Landkreis Osnabrück)

Erfahrungswissen älterer Menschen nutzen
Irmtraud Fröse (Erfahrungswissen für Initiativen Bielefeld e.V.)

Gemeinsam mehr bewegen – für ein gutes Älterwerden im Quartier
Britta Bertermann (Generationennetz Gelsenkirchen e.V.)

WEGEweisend – abgesichert & eingebunden ins Alter
Nanke Bechthold (IFAK e.V. ) & Monika Robrecht (Seniorenbüro Wattenscheid, Caritas Ruhr Mitte)

Gemeinschaftliches Wohnen und Netzwerkarbeit
Martin Möller-Rost (Bielefelder Netzwerk selbstorganisierter Wohnprojekte)

Wohnberatung und Wohnungsbauförderung
Claudia Huxohl (Wohnberatung der Stadt Bielefeld)

Eine vielfältig engagierte Dorfgemeinde
Claudia Günter (Etteln aktiv e.V.)

Ein starkes Stück Quartier! Engagement fördern, Vielfalt einbinden – Netzwerke als Erfolgsfaktor in der quartiersbezogenen Senior:innenarbeit.
Sonja Heckmann (AWO Kreisverband Bielefeld)

Café Vielfalt im Alter- Begegnungsmöglichkeiten für ältere Migrant:innen
Gesa Harwig (Verbund der sozial-kulturellen Migrantenvereine in Dortmund)

ZUHÖREN.DRAUSSEN
Alexandra Perl (Kommunikationsexpertin und Mitglied im Beirat bei ZUHÖREN.DRAUSSEN)
Letzte Aktualisierung: 25. Juli 2025